Henrik Pantle, Magisterarbeit

Berlin, 17.09.2002

Exposé zur Magisterarbeit über MHP-Authoring

Die Arbeit beschäftigt sich mit der sich abzeichnenden Konvergenz von audiovisuellen Medien und Personalcomputer. Die Untersuchung folgen einem interdisziplinären Ansatz, der versucht, kulturwissenschaftliche und informationstechnische Perspektiven zu verbinden.

Die Zukunft des einst führenden audiovisuellen Mediums Fernsehen war trotz Entwicklung eines digitalen Standards (Digital Video Broadcasting: DVB) fast in Frage gestellt. Die immer größer werdenden Bandbreiten des privaten Internetzugangs mit ADSL (Asynchrounus Digital Subscriber Line) sowie die immer besseren Komprimierungstechnologien ermöglichen eine globale Bildübertragung in VHS-Qualität zum heimischen Personalcomputer. Da viele Fernsehprogramme auch über das Internet ausgestrahlt werden, kann man den Personalcomputer auch als Fernsehgerät benutzen.

Digitale Fernsehempfangsgeräte sind bis heute nicht im Handel erhältlich. Doch mit der Entwicklung und Verabschiedung des Standards Multimedia Home Plattform (MHP) könnte das Fernsehgerät sich als zentrales Unterhaltungs-, Informations- und Kommunikationsmedium im Haushalt der Verbraucher behaupten.

MHP soll die Welten von TV und Computer, von Rundfunk und Internet miteinander verbinden. MHP macht so genannte Mehrwert-Dienste möglich:

All diese Applikationen müssen programmiert werden. Dabei werden Programmierer oder Autoren von so genannten Authoring-Tools unterstützt. Softwareentwicklung ist aber nicht nur ein technologischer sonder auch ein mehr oder weniger kreativer Kommunikationsprozess. Der Autor muss sich in die Situation des Anwenders, Benutzers bzw. hier speziell des Zuschauers hineinversetzen.

Technisch gesehen strahlt die Sendeanstalt mit dem digitalen Fernsehprogramm Applikationen (Computer-Programme) und hierfür bestimmte Daten aus, welche auf den MHP-fähigen Set-Top Boxen (STB) ablaufen können, da solch eine STB selbst ein Computer ist. Es ist also möglich, dass ein MHP-Fernseher sein eigenes Software-Update empfängt.

Mit MHP wird auch ein Rückkanal zur Sendeanstalt möglich, was sog. „Interaktives Fernsehen“ über den Rahmen von Forschungsprojekten hinaus erstmals überhaupt möglich macht.

Zusätzliche Aktualität erfährt die Thematik durch die vollständige Umstellung der terrestrischen Fernsehausstrahlung von analoger auf digitale Technik von Oktober 2002 bis Herbst 2003 im Ballungsraum Berlin/Potsdam.

 

Über die kulturellen Auswirkungen dieser medientechnischen Umwälzungen konnten noch keine Aufsätze und nur wenige spekulative Meldungen gefunden werden. In der Literatur zu „Interaktives Fernsehen“ findet MHP noch keine Erwähnung.

Einige Fragen bei den bestehenden Verhältnissen sind:

Ein 14-tägiges Praktikum beim Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) bot die Chance, tiefer in die Materie des MHP-Authoring, d.h. das Erstellen von MHP-Applikationen, einzudringen. Auf Senderseite sind für das MHP-Authoring komplexe Zusammenhänge zu beachten, um die fehlerfreie Ausstrahlung der Applikationen zu garantieren.

In welchem Zeitraum soll die Anwendung für den Anwender verfügbar sein. Wie kann eine Applikation zur Laufzeit verändert bzw. getriggert werden? (Lösung der Quizfrage wird erst nach Antwort des Kandidaten angezeigt) Werden gleichzeitig andere Applikationen ausgestrahlt, so dass es zu Bandbreitenproblemen kommen kann? Wie werden die erstellten Applikationen in den Ausstrahlungsprozess transferiert?

Auch gibt es bei Sendeanstalten noch kaum Erfahrungen über Authoring-Tools und –Systeme, die verwendet werden könnten. (Authoring-Systeme sind Ausstrahlunssysteme für Testzwecke.)

Es zeigt sich, dass erst eine Auswahl von Systemen getroffen werden muss, um einen „Regelbetrieb“ der Entstehung von MHP-Applikationen beschreiben und erforschen zu können, wie es anfangs die Absicht war.

Für den ORB, d.h. für die Abteilung DVB-Systemplanung/ -Service sind folgende Punkte von Interesse:

Am letzten Punkt anknüpfend, wäre dann eine Bearbeitung weiterer Fragen möglich.

In der Arbeit werden wahrscheinlich mindestens so viele Fragen aufgeworfen, wie bearbeitet oder gar beantwortet werden können.

Der Ansprechpartner beim ORB ist Herr Bastian Rutsch, DVB-Systemtechnik/ -Service, Marlene-Dietrich-Allee 20, 14482 Potsdam, Telefon 0331 - 731 - 9711, Fax: - 9703, E-Mail: bru@orb.de